Beitragsreihe: „Innovating Healthcare“ – Teil 1 Geschäftsmodelle GKV-ready entwickeln

07.08.2024, Dr. Florian Brandt & Dr. Elmar Waldschmitt
Innovating Healthcare


Wer mit einem innovativen Geschäftsmodell im Gesundheitsmarkt durchstarten will, kann starke Partner gut gebrauchen. Insbesondere sind Kooperationen mit Krankenkassen oft essentiell. Diese zehnteilige Beitragsreihe gibt nützliche Hinweise rund um die Entwicklung kooperationstauglicher Geschäftsmodelle in der GKV – zielführend, praxisorientiert und aus erster Hand.

Start-ups und Innovatoren bringen mit neuartigen Geschäftsmodellen frischen Wind ins Gesundheitswesen und geben wichtige Impulse für notwendige Weiterentwicklungsprozesse. Die Ansätze sind mannigfaltig: KI-basierte Diagnosesysteme, digitalisierte Therapien oder Coachings für Chroniker sind nur einige Beispiele für einen bunten Blumenstrauß vielfältiger Geschäftsmodelle, die auf Versorgungsinnovationen basieren. Am Ende muss jedes Geschäftsmodell zu nachhaltigen Umsätzen im Zielmarkt führen und tragfähig sein. Im GKV-Markt kommen hier die Krankenkassen ins Spiel und spätestens dann, wenn systemseitig kein regulärer Marktzugangsprozess existiert, ist eine Zusammenarbeit mit einer Krankenkasse zur Finanzierung des eigenen Geschäftsmodells oft existentiell.

Health Innovation Canvas

Doch was ist bei der Geschäftsmodellentwicklung zu beachten, damit das Geschäftsmodell zum GKV-Markt passt und die Chance auf eine Kassen-Kooperation maximiert wird? Ein systematisches Vorgehen kann helfen: Das Business Model Canvas ist ein Framework für die Visualisierung und Strukturierung von Geschäftsmodellen. Seit seiner Einführung erfreut es sich großer Beliebtheit bei der strategischen Planung und Entwicklung von Geschäftsmodellen. Allerdings handelt es sich um ein allgemeines Tool, das die Marktbesonderheiten der GKV sowie die Interessen der relevanten Akteure, insbesondere der Krankenkassen, überhaupt nicht berücksichtigt. Hier setzt das spezifischere Health Innovation Canvas (HIC) an, das speziell zur Vorbereitung von Projektpartnerschaften zwischen Healthcare Innovatoren und gesetzlichen Krankenkassen zur Einführung von Versorgungsinnovationen entwickelt wurde. Im Kern der Versorgungsnutzen. Ein Geschäftsmodell kann grundsätzlich nur dann erfolgreich sein, wenn es wahrnehmbare Mehrwerte für alle Beteiligten schafft – in der Regel sind das Patienten, Ärzte und Krankenkassen – respektive eine Win-Win-Situation in der Versorgung erzeugt. Auf der rechten Seite wird dargestellt, welche beteiligten Akteure in welcher Art und Weise zusammenwirken. Dagegen wird mit der linken Seite des HIC dokumentiert, welches Versorgungsproblem ein Healthcare-Unternehmen wie lösen will und wie es die tatsächlich erzielten Verbesserungen zu messen und nachzuweisen gedenkt – letzteres ist ein äußerst relevanter Aspekt in einem Markt, in dem ein solch großer Wert auf Evidenzbasierung gelegt wird. Der untere Teil beschäftigt sich zum einen mit rechtlichen Voraussetzungen – ebenfalls äußerst relevant in einem derart regulierten Markt, in dem vor nahezu jeder unternehmerischen Handlung nach einer entsprechenden Erlaubnis im einschlägigen Gesetzestext, zumeist im fünften Sozialgesetzbuch (SGB V), gesucht werden muss. Zum anderen wird hier dargestellt, welche Kosten die angebotene Versorgungsinnovation gegebenenfalls für die Krankenkasse verursacht und wie diese Kosten durch Einspareffekte überkompensiert werden können (z. B. durch vermiedene Folgeerkrankungen oder Komplikationen infolge einer innovationsbedingt optimierten Versorgung). Good to know: Realisierte Einspareffekte bei gleichzeitiger Qualitätssteigerung sind der zentrale KPI, an dem sich ein bei einer Krankenkasse beschäftigter Versorgungsmanager messen lassen muss – quasi das Äquivalent zu den Verkaufszahlen eines Vertriebsmitarbeiters.
 


Quelle: „Innovating Healthcare –- Wie Start-ups gemeinsam mit Krankenkassen im Gesundheitsmarkt durchstarten“


Ausblick

Das HIC ist ein nützliches Werkzeug zur systematischen Entwicklung von Geschäftsmodellen in der gesetzlichen Krankenversicherung. Es stellt sicher, dass wichtige Markterfolgsfaktoren nicht übersehen und mit hinreichend „Brain Attention“ versorgt werden. In der Diskussion wird zudem jedem bewusst, dass ein Geschäftsmodell aus verschiedenen Perspektiven gedacht werden muss und alle Elemente aufeinander aufbauen bzw. voneinander abhängig sind. Und nun? Dies war das Debüt unserer zehnteiligen Beitragsreihe rund um die Entwicklung von Geschäftsmodellen in der GKV. In den kommenden Monaten werden wir den einzelnen Elementen des HIC jeweils einen Beitrag widmen. Wir hoffen, dass Euch das Format gefällt, freuen uns auf Feedback und wünschen eine spannende Lektüre.

 

 

Dr. Florian Brandt (links) und Dr. Elmar Waldschmitt (rechts)

Autoren des Buches „Innovating Healthcare –- Wie Start-ups gemeinsam mit Krankenkassen im Gesundheitsmarkt durchstarten“ und Mitinitiatoren des Healthy Hub.

 

Weitere Informationen zum Werk "Innovating Healthcare – Wie Start-ups gemeinsam mit Krankenkassen im Gesundheitsmarkt durchstarten" finden Sie hier.

  

 

Dies ist Beitrag 1 der Beitragsreihe "Innovating Healthcare". Der nächste Beitrag erscheint im medhochzwei Newsletter 14-2024 am 04.09.2024. Jetzt abonieren und keinen Beitrag verpassen!


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